Truk Lagoon-Chuuk
Findet man noch heute
Tauchen 
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Schwierigkeiteinfach-mittel
Sichtweiten10-40m
Tiefe9-62m
Strömungwenig
Wassertemp.28-30C°
Beste ZeitDez-Apr
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Truk Lagoon-Chuuk
Ozeanien - Mikronesien
Keine Frage: Vor den Vulkaninseln Weno, Fefan, Uman und Tonowa in der großen Lagune von Truk liegt das beste Wrackgebiet der Welt
Text: Rolf Homann
Jede Sportart hat ihre heiligen Wallfahrtsstätten. Die Skispringer haben den Holmenkollen, die Bergsteiger den Nanga Parbat, die Radfahrer die Tour de France, die Windsurfer haben Tarifa, die Surfer Waimea, die Rennfahrer den Nürburgring und die Taucher haben Truk. Oder Truk Lagoon. Speziell die Wracktaucher.
Entsprechend disponiert und erwartungsfroh entstieg ich der Boeing 737 der Continental Micronesia, die mich von Manila via Guam nach Truk gebracht hatte, oder, wie es politisch korrekt heißt: Chuuk. Der erste Eindruck: Wir haben uns verflogen und sind auf dem Segelflugplatz von Ailertchen im Westerwald gelandet. Wenn da nicht das Meer, die Palmen, die Passkontrolle und die zum Teil bestürzend korpulenten Mikronesier wären, denen eine ebenfalls nicht übertrieben schlanke Stewardess unaufgefordert einen Verlängerungsgurt zum Anschnallen gegeben hatte. Nichtsdestotrotz tänzeln sie nach der Landung außerordentlich leichtfüßig die Gangway hinunter, sammeln ihre fünf Dutzend Thermobehälter ein, mit denen sie Fische nach Guam gebracht haben, um anschließend mit der gesamten 14-köpfigen – oder besser: 14-bäuchigen – Verwandtschaft auf der Ladefläche eines Pick-ups Platz zu nehmen und davon zu fahren.
Mein Empfangskomitee besteht aus dem einzigen, kleineren und schlanken Menschen im Umkreis von 50 nautischen Meilen und heißt Dan Weinman. Er ist Amerikaner, war viele Jahre in Israel und ist seit ein paar Jahren Chef des Truk Lagoon Dive Center hier vor Ort. Ich bin also nach 23 Stunden reiner Flugzeit, einer ganzen Übernachtung in Manila, einer halben in Guam auf den Sesseln im Flughafen, endlich in Truk angekommen. Um die Dimensionen klar zu machen: Man fliegt Dienstag abends in Frankfurt ab und kommt Freitag Vormittag in Truk an. Aber Taucher sind ja bekannt dafür, dass sie für ihr Hobby einige Unannehmlichkeiten und erschreckend lange Flüge in der Holzklasse in Kauf nehmen. Und als kleine Entschädigung, dachte ich, holt mich der Chef persönlich ab. Zu meiner großen Erleichterung ist das Hotel nur zwei Kilometer vom Flugplatz entfernt, denn die Straße, die auch als Hauptverkehrs- und Einkaufsstraße dient – sozusagen der Kudamm von Truk, – erinnert weniger an eine Straße, als an einen alten Slogan für Polo-Pfefferminz: „Das einzige Loch mit Pfefferminz drumrum.“ Auf trukesische Verhältnisse übertragen müsste es folgerichtig heißen: Die einzigen Löcher mit Asphalt drumrum.
Aber ich bin ja nicht nach Truk gekommen um den soziokulturellen Hintergrund für den Cholesterinspiegel der Bevölkerung, den Zustand des lokalen Tiefbaugewerbes oder die Abhängigkeit von Amerika zu erforschen. Sondern um mir ein Bild davon zu verschaffen, wie eine Lagune aussieht, in der die US Navy am 17. Februar 1944 in der Operation Hailstone fast 60 japanische Schiffe und 250 Flugzeuge versenkt hat. Und in dieser Hinsicht verspricht Dan Weinman einiges. Die Tauchbasis gehört zum Hotel „Truk-Stop“, das wiederum zu Bill Stinnett gehört, einem optimistischen und unkomplizierten Amerikaner, den die US-Regierung vor vielen Jahren nach Mikronesien geschickt hatte, um dort das Polizeiwesen zu organisieren. Im Nachhinein scheint mir, dass er größeren Erfolg bei der Organisation seines Privatlebens hatte. Indem er nämlich eine eingeborene Frau namens Kiki in den Hafen der Ehe führte, der heute gleich hinter ihrem Truk-Stop-Hotel liegt und in dem die diversen Boote des Truk Lagoon Dive Centers ankern. Der Vollständigkeit halber: Das „Truk-Stop“ wurde 1993 eröffnet, die Tauchbasis im Dezember 2002.
Trotz Jetlag und äußerster UV-Belastung für fahle, deutsche Haut, findet am Nachmittag gleich der erste Tauchgang statt. Sozusagen aus Rache für den langen Flug ohne Beinfreiheit tauchen wir als erstes in eines der zahlreichen Flugzeugwracks. Eine Mitsubishi G4M mit dem Codenamen Betty Bomber. Sie liegt 20 Meter tief und muss mit einer solchen Wucht ins Wasser der Lagune gekracht sein, dass die beiden Motore plus Propeller fast 50 Meter entfernt im Sand liegen. Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass sich bis heute nahezu keine Algen, Korallen oder Schwämme auf dem Aluminium des Rumpfes und der Flächen angesiedelt haben – das Metall liegt blank. Ein aufkommender Sturm über der riesigen Lagune legt uns eine beschleunigte Rückkehr nahe, während ich mich wundere, dass die Einheimischen mit ihren kleinen Außenbordern scheinbar völlig unbeeindruckt über meterhohe Wellenkämme springen. Na ja, wer schon mal einen Hailstone der Größenordnung von 1944 überlebt hat, ist eben abgehärtet.
Nach der Rückkehr stelle ich fest, dass jeder Taucher seinen eigenen begehbaren und belüfteten (!) Spind hat, in dem er seine Sachen während der Dauer seines Aufenthaltes verstauen und abschließen kann, so dass auch die begehrten Hartenberger Lampen nicht abhanden kommen. Es sei denn, man verliert sie unter Wasser. Aber das ist eine andere Geschichte. Zum Abendessen trifft man sich bei der besten (weil einzigen) Pizza in Truk im Restaurant des Truk-Stop-Hotels und lässt sich von dem ebenfalls anwesenden Dan Weinman und Bill Stinnett noch eine kleine Nachhilfestunde in jüngerer pazifischer Geschichte geben, bei der man erleichtert feststellt, dass ausnahmsweise einmal nicht die Deutschen die Bösen gewesen sind.
Im Gegenteil. Ein Deutscher wird in nahezu jedem Gespräch erwähnt, das sich um den japanischen Schiffsfriedhof in der Lagune dreht. Er genießt eine geradezu hymnische Verehrung, heißt Klaus Lindemann, war ein gebürtiger Hamburger und nicht nur ein begeisterter Taucher und Instructor, sondern auch der erste Unterwasser-Umweltschützer. Neben vielen anderen nützlichen Dingen verdankt ihm Truk die erste Umweltkampagne mit dem Motto MID – Minimum Impact Diving. Sinngemäß: Tauche immer so, dass der nachfolgende Taucher nicht merkt, dass Du vor ihm gewesen bist. Er und der Einheimische Kimiuo Aisek, der die Bombenangriffe der US-Amerikaner noch persönlich er- und überlebt hat, begannen in den 70er Jahren die Lagune systematisch abzusuchen und die dabei gefundenen Wracks zu katalogisieren und kartografieren. 1982 erschien dann das erste Buch von Klaus Lindemann über die Truk Lagune: Hailstorm over Truk Lagoon. Bis heute ist es die Bibel der Wracktaucher von Truk geblieben und dient als offizielles Quellenbuch für die Geschichte der US Navy.
Klaus Lindemann wäre kein Deutscher, wenn er nicht auch ein physikalisches Gesetz entdeckt hätte. Das sogenannte dritte Lindemann’sche Gesetz besagt: Der Spaß, den man beim Tauchen hat, verhält sich proportional zu Zeit und Sorgfalt bei der Vorbereitung. Leider ist Klaus Lindemann im Jahre 2001 an einem Gehirntumor gestorben. Im gleichen Jahr starb auch sein Freund Kimiuo Aisek.
Die restlichen Tage dieser in vieler Hinsicht bemerkenswerten Tauchreise verbringt man vorzugsweise auf oder unter Wasser, beschäftigt mit der Suche nach „Fujikawa Maru“, „Heyan Maru“, „Shinkoku Maru“, „Sankisan Maru“, „San Francisco Maru“ oder einem der restlichen 55 Schiffe, die dort von den Amerikanern versenkt wurden. Von den populärsten Wracks hat Dan Weinman ziemlich genaue Lagepläne und exakte Zeichnungen angefertigt, so dass man die riesigen Torpedos unter Deck auch findet. Trotzdem befällt uns ein Gefühl neugieriger Beklommenheit, als wir im Maschinenraum der „Aikoku Maru“ zwischen den Rohren eingeklemmt noch einen Totenschädel und Skelettteile erblicken. Wahrscheinlich hat ihn jemand vom Trukesischen Fremdenverkehrsbüro hier fest installiert für den gehobenen Reliquienbedarf der japanischen Taucher, die als Taucher zwar gefürchtet, als Devisenbringer und Gäste von demütiger Zurückhaltung gleichwohl hoch willkommen sind.
Aber nicht nur die US Navy hat der japanischen Flotte arg zugesetzt, sondern auch die Taucher und insbesondere die Schiffe, die die Taucher bringen. Immer häufiger findet sich auf den Lageplänen der Schiffe der Hinweis, dass die Steuerbordseite von der Ankerkette der XYZ aufgerissen wurde. Oder dass die Heckkanone vom Anker der ZXY schwer beschädigt wurde. Oder dass gleich das ganze Kochgeschirr aus der Offiziersmesse seinen Weg als Souvenir nach Japan angetreten hat. Trotzdem gibt es noch genug zu entdecken. Dutzende, erstaunlich unbeschädigte LKWs, kleinere Panzer, Bulldozer, gigantische Torpedos und Gefechtsköpfe für Schiffsgeschütze, alles im Format „Dicke Berta“. Mindestens. Bei den LKWs ist auffallend, dass ihre Reifen auch nach 60 Jahren noch immer aufgepumpt und weder von Korallen, noch von Schwämmen besiedelt sind. Das gilt auch für das zum größten Teil unbeschädigte Porzellan, von dem die Kaiserlichen Marineoffiziere ihre Sushi und Tempura zu sich nahmen. Auch die Sake-Flaschen bewahren teilweise noch ihren Inhalt, den ich, im Gegensatz zu einem 1944er Château Mouton, aber nicht auf seine Genießbarkeit überprüfen würde.
Auf der Suche nach dem größten Flugboot, der Kawanishi H8K2, Codename Emily, einem Monster mit der für damalige Verhältnisse unglaublichen Reichweite von 4500 nautischen Meilen, geraten wir in einen weiteren Sturm, der sowohl über das nautische Vermögen des Kapitäns Aufschluss gibt, als auch über das Beharrungsvermögen unseres Frühstücks in unseren Mägen.
Das war das einzige Mal, dass wir froh waren, wieder an Land zu kommen
Denn der Teil von Truk, der sich außerhalb des Wassers befindet, taugt nur bedingt als Quell abendländischer Freude und exotischer Neugier. Deswegen lohnt es sich auch nicht, näher darauf einzugehen. Es sei denn, man interessiert sich dafür, welche Auswirkungen der vorwiegende Verzehr von amerikanischem Frühstücksfleisch namens Spam (endlich erklärt sich der Name!) in Verbindung mit Budweiser Bier auf den Leibesumfang der Trukesen hat. Interessant wäre vielleicht auch, einmal herauszufinden, welcher Zusammenhang zwischen den toten Hunden am Straßenrand und den zerborstenen Frontscheiben und den Noträdern besteht, mit denen die meisten Autos unterwegs sind.
Wer hingegen das exotische Moment der Südsee während seines Tauchurlaubs in Truk nicht missen möchte, dem empfehle ich, im Hotel zu bleiben und James Michener und Jack London zu lesen. Dort wird nämlich beschrieben, wie es in Ozeanien aussah, bevor weiße Missionare, japanische Soldaten und amerikanische Essgewohnheiten auch den letzten einheimischen Widerstand besiegten.
 
Insidertipps
Fragen Sie nach Shark-Island. Da gibt’s zwar keine Wracks , aber eine gute Haiputzerstation für Grau Riffhaie ( ca. 10-15m tief) Wracktauchgänge ideal für Nitrox, eigentlich ein Muss. Denken Sie auf jeden Fall an Ihre eigene Hausapotheke und auch an Sonnenschutz- und Mückenmittel. Taucher müssen wie überall in den Tropen viel Wasser trinken, aber bitte nicht aus der Leitung. Da die einheimischen Trukesen einen großen Teil Ihres Einkommens bzw. ihrer Wohlfahrtsschecks in Budweiser Bier investieren, empfehlen sich besinnliche Freitag- und Samstagabende im Hotel. Richten Sie die Kamera für den Flug über das Atoll. Denken Sie auch bei den Ganztagestouren daran: Von Medikamenten gegen Seekrankheit raten Ärzte ab (Achtung: bei auftretenden Nebenwirkungen nicht tauchen, obwohl die Guides ab und zu Tabletten anbieten).
 
 
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Infos zum Land
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Klartext - gut zu wissen
Für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet, gilt als das ultimative Wrackgebiet weltweit. Absolute Traumwracks in jeder Tiefe mit zum Teil noch interessanten Ladungen wie Panzer, Lastwagen, Kanonen, Flugzeugteile und vielem mehr. Manche Wracks sind herrlich mit riesigen Weichkorallen bewachsen ( Fujikawa Maru), Fischbestand eher für das Makroobjektiv. Teils Ganztagestrips auch zu den weiter entfernten Wracks von den Tauchbasen aus. Tauchen von Liveaboards ebenfalls möglich, es liegt aber eher als schwimmendes Hotel in der Lagune und nur von den Beibooten aus wird getaucht ( dann bis zu 4x täglich). Mittlerweile auch für Teckies geeignet ( tiefere Wracks). Eigentlich ein Ganzjahresziel. Für Taucher, die sich wrackmäßig einmal richtig austoben möchten. Tauchausfahrten der Basen meist morgens und nachmittags. Landausflüge zwischen den Tauchgängen zu alten Bunkeranlagen oder Schnorcheln an nicht tief liegenden Flugzeugwracks.
Weit entfernt, sehr lange Flüge. Komplizierte Einreise nach US-amerikanischen Einreisestandards über Guam. Zwei Wochen Urlaub sollten es schon sein oder man kombiniert die Reise mit Yap und Palau ( Empfehlung dann insgesamt 3 Wochen, davon 1 Woche in Truk). Preislich im hohen Segment angesiedelt. Nicht familientauglich, Strand in nur einem Hotel am Ende der Insel empfehlenswert. Insel sehr schmuddelig, es liegt überall Dreck herum, man kann kaum was unternehmen. Das Essen dient meist zur bloßen Nahrungsaufnahme. Essen und Getränke teuer. Achtung mit Übergepäck bei der Fluggesellschaft. Zum Checken des Gepäckes braucht man starke Nerven ( bis zu 3 x von Hand)
 
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