Banco Chinchorro
Riesige Roehrenschwaemme
Tauchen 
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Schwierigkeiteinfach-mittel
Sichtweiten10-50m
Tiefe5-35m
Strömungwenig-mittel
Wassertemp.24-29C°
Beste ZeitMai-Nov
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Banco Chinchorro
Amerika - Mexiko
Zwischen der Touristenhochburg Cozumel und Belize liegt das unbekannte, vierte Atoll der Karibik, das Banco Chinchorro: das Atoll der Ruhe und der Schiffsfriedhöfe.
Der mexikanische Hund liegt ganz unten im Süden, an der Grenze zu Belize, begraben. Vierhundert Kilometer weiter nördlich geht dafür die Post ab. Dort, in Cancun und Cozumel, trampeln sich Urlauber und Taucher die Flossen ab, der Bauboom nimmt kein Ende. Aber in den heißen Süden nach Xcalak, sprich Esch-Ka-Lak, verirren sich nur wenige. Es gibt zwar einen kleinen Flugplatz, doch gebraucht wird dieser selten. Man muss sich schon ein Auto mieten, sonst läuft nicht viel. Gerade noch eine Handvoll kleinster Hotels sind in der ehemaligen stolzen Stadt, der Hurrikan Janet gab ihr in den Fünfziger Jahren den gnadenlosen Todesstoß. Seitdem hat sich die Kokosnussmetropole in einen verschlafenen und etwas heruntergekommenen Fischerort verwandelt. Nur wer absolute Ruhe und ursprüngliche Karibik sucht, verirrt sich an diesen Grenzort der Maya- Küste. Die nächste große Disco ist 150 km entfernt, mit dem Satz versucht man sogar Werbung zu machen! Im ehemals ruhigen Majahual geht es seit Neuestem trotzdem schon sehr belebt zu, wenn die großen Kreuzfahrtschiffe am Terminal andocken.
Das vierte Atoll der Karibik und das unbekannteste liegt nordöstlich von Xcalac vor dem zweitgrößten Barriere Riff der Welt: Banco Chinchorro, ein weißer Fleck in der Weltkarte der meisten Taucher, von der UNESCO als Biosphärenreservat und von der Regierung als archäologisches Meeresschutzgebiet eingestuft. Bekannter sind da schon die südlich liegenden Turneffe Islands, das Lighthouse – oder Glover`s Riff, die aber alle zu Belize gehören. Ein tausend Meter tiefes und 30 km breites Unterwassertal trennt die Riffe von der Halbinsel Yukatan. Größtes Problem ist die Hinfahrt, teils eine Wellenachterbahn mit den kleinen Tauchschiffen. Nur Basen mit Genehmigung dürfen dort tauchen, angeboten werden 1-2 Tagesfahrten mit 3 Tauchgängen.
Wir schippern bereits über 2 Stunden, erst dann kommt die Südspitze mit dem schiefen Leuchtturm von Cayo Lobos in Sicht. Lange verfolgt uns ein Helikopter des mexikanischen Militärs. Ganz nah kommt er an unser Tauchschiff heran, um unsere „Ladung“- die vielen Tauchflaschen- zu inspizieren und die Bootsnummer zu notieren. Denn der Süden ist ein heißer Drogenumschlagplatz, wo manches Flugzeug von Kolumbien oder Salvador den Stoff einfach in die geschützten Gewässer abwirft. Die Mexikanos finden dann die schwimmenden Ladungen „ganz zufällig“. Lange behält uns das Militär im Auge. Zwei Checkpoints auf der einsamen Straße von Cancin nach Xcalak lagen bei der Autofahrt gestern bereits schon hinter uns.
Wir haben unendlich viel Zeit, kein anderes Tauchboot ist am Horizont zu sehen. Und wenn schon, es gibt gerade mal drei Anbieter, Rudeltauchen ist ein Fremdwort. Die Ostseite des Atolls ist nicht immer gut zu betauchen, aus der Richtung kommt die teils gewaltige See angepeitscht, der Grund unzähliger Wracks jeglichen Alters zwischen dem 16- 20. Jahrhundert. Aus archäologischen Gründen darf aber bei vielen alten Wracks nur geschnorchelt werden. Aber auch neueren Schiffen wurden diese Riffe zum Verhängnis. Namen wie die „Glenview“, „Cassel“, „Tropic“, „Huba“ oder „San Andres“ stehen auf der Taucherkarte. Oft sind nur die Überreste zu sehen, die Wellen haben ihnen sehr zugesetzt.
Nicht mehr viel übrig geblieben ist von der „Far Star“, einem Frachter der Honduras und gerade vor 35 Jahren gesunken. Weit zerstreut liegen Teile wie Generatoren, Motorblöcke, Kranarme und die Schraube kreuz und quer herum. Ein Schwarm von leuchtend blauen Doktorfischen grast die veralgten Metallflächen auf 6m Tiefe ab, Barrakudas sieht man um jede Ecke. Freundlicher und farbiger ist der Tauchgang um Los Faros, den Leuchttürmen. Mit der Strömung lassen wir uns einfach am 20-25 m tiefen Boden treiben. Wir finden eine Karibik vor, die es nur noch selten gibt: jungfräulich und unverdorben. Vorbei geht es an vielen violetten Vasenschwämmen, orangen Elefantenohren oder riesigen Basketsponges. Etwas scheu reagieren Engelsfische, unter einem Korallenblock versteckt sich der Koloss eines Ammenhaies, aufgeregt beobachten uns Schwarmfische. Viele Taucher haben sie noch nicht gesehen. Schildkröten, Adlerrochen und verschiedene Zackenbarsche zeigen sich an der strömungsreichen Südspitze um das Tinas Reef. Ein ideales Versteck für Grunzer und Schnapper sind die verschiedenen Höhlen. Ringsherum jagen schnelle Makrelen, die Formel 1 im Riff. Nur sehr schwer gelingt mir ein Portrait einer Languste, eigentlich ungewöhnlich.
Wieder an der Oberfläche, wird mir klar warum. Speerfischer haben mit ihrer Nussschale an unserem Tauchschiff angelegt und bieten uns ihren Fang an. Es sind mehrere Dutzend der Schalentiere, ihr einziges Einkommen, Monat für Monat, Jahr für Jahr! Die Fischer leben auf Pfahlbauten neben den Mangroven im Cayo Centro, der Mitte des Atolls. Nur einer Cooperativa mit den ca. 200 lizenzierten Fischern aus dem Staat Quintana Roo ist es noch erlaubt, in diesem Naturschutzgebiet auf Fischfang zu gehen. Im Prinzip viel zu viel, das Fischen soll daher ganz verboten werden und man bietet ihnen Alternativen im Tourismus an, um Geld zu verdienen. Mit unserer Tauchgenehmigung dürfen wir über Nacht bei ihnen bleiben, machen an den Pfahlbauten fest, geschlafen wird später ganz rustikal auf dem Schiff. Spontan lädt man uns zum Abendessen ein: Fachitas und Fricoles, typisch mexikanisch, geschnetzeltes Fleisch, Fisch, Bohnenbrei und Reis.
Was den Unterwasserjägern noch so alles vor den Speer kommt, sehen wir am nächsten Morgen zwischen den Abfällen im Wasser unter den Hütten: große Haie, Barsche und Muscheln, die beliebten Conches. Die Haifischflossen werden getrocknet und gehen Richtung Fernost als angebliches Potenzmittel. Drei Wochen im Monat leben nur Männer auf den Pfahlbauten, dann wird zu Hause eine Woche pausiert. So geht es das ganze Fischerleben lang. Nestor, einer der Langustenfischer ist schon bereits 62 Jahre und macht dies seit seinem zwölften Lebensjahr. Noch heute kommt der Freitaucher auf gute 20 Meter hinab, zweieinhalb Minuten Luftanhalten ist ganz normal für ihn. Er erzählt uns auch von der „Forty Cannon Gallion“, einer spanischen Galeere ganz im Nordwesten der Riffe. Klar, auf so etwas sind wir heiß. In nur 4-6 m tiefen Wasser zähle ich 32 Kanonen, manche von Korallen so besetzt und verwachsen, dass sie kaum mehr zu erkennen sind. Ein ca. 4m langer Anker liegt gleich daneben. Diese Galeere hat wie die vielen anderen ebenfalls den Kampf gegen die furchtbaren Winde und Hurrikane verloren.
So eine wertvoller Schiffsfriedhof ist natürlich beliebtes Ziel von Plünderern, obwohl die Galeere unter staatlichem Schutz steht. Aber Kontrollen gibt es kaum. Wahrscheinlich mutiert das Wrack, dessen Holzplanken man noch im feinen Sand entdeckt, bald zur „Ten Cannon Gallion“, denn die Kanonen sind wertvoll und finden schnell Abnehmer. Aber nicht nur die Speerfischer tragen dazu bei, manch wertvollen Schiffsfriedhof zum archäologischen Müllplatz zu degradieren, auch Taucher sind Schuld mit ihrer Souvenirsucht. Hände weg halten die Wenigsten ein, leider!
Die wirklichen Sahneplätze liegen auf der Westseite des 45 km langen und 15 km breiten Atolls: Ruhiger, tiefer und klarer. Teils sind dies kleinere Drop-Offs, teils sandige 45 Gradabhänge. Meterhohe Gorgonienfelder und Seefächer wechseln sich mit allen karibischen Schwammarten ab. Durch den hellen Sand leuchten diese Motive im fotogenen Studiolicht! Fische sind am Punta Isabell eher Mangelware, bei Theresa dafür werden wir mit den haiartigen Cobias, blauen Füsilieren und verschiedenen Barschen belohnt. Gigantisch ist ein gelber Vasenschwamm in noch nie gesehener Dimension. Die Möglichkeiten zur Entdeckung neuer Spots in Banco Chinchorro scheinen grenzenlos zu sein – Plätze in Hülle und Fülle, mit Sichtweiten zwischen 20 bis 50 Meter. Nur, das Wetter muss für diese weit entfernten Tagestouren mitspielen, denn Tauchbasen wird es dort wohl nie geben, es sei denn mal Kreuzfahrtschiffe.
Auch am Barriereriff nicht weit von Xcalak findet man lohnende Tauchplätze. Am Chiminea (dem Kamin) tauchen wir in großen Höhlen und engen Spalten, für jeden Fotografen ein wahres Weitwinkel- Eldorado. Parallel zum Riff liegt bei La Poza ein Unterwasserbergrücken, der zum Meer einseitig geöffnet ist. In diesem Tal sind zur Sommerzeit Hunderte der silber- stahl glänzenden und grimmig dreinblickenden Tarpune anzutreffen, die bis über zwei Meter lang werden. Schulen von Makrelen und Barrakudas ziehen auch ihre Bahnen.
Wer an die Südspitze der Yukatan – Halbinsel reist, entflieht der Touristenhektik im Norden und trifft auf eine noch weitgehend unzerstörte und ruhige Karibik, so wie man sich dies schon einmal erträumt hat. Wer nur auf hausgemachten Spektakel und Hollywood Unterwasser aus ist, liegt mit diesem Tauchziel völlig falsch. Auch auf Fünfsternehotels und Gourmettempel muss man verzichten, dafür wird einem aber ein spezieller Schuppen wohl niemals mehr aus dem Kopf gehen: Allesandro, unser Tauchguide und Fremdenführer ist auch noch Lokalbesitzer, Fischer und Koch und fährt alltäglich um 18 Uhr mit einer heißen Enduro mitten in seine urige Pinte, stellt die Maschine an der Bar ab, holt seinen Rucksack und offeriert lautstark den heutigen Fang: „Barsch, Langusten und Conch. In einer halben Stunde ist Mahlzeit !“ Gezahlt wird hier nur cash und Kreditkarten sind nur das Stückchen Plastik wert. So was gibt es heute tatsächlich noch. Leider immer weniger.
 
Insidertipps
Ideal für Nitroxtauchen! Spray für Sandfliegen und in der Regenzeit für Moskitos mitnehmen. Beste Tauchzeit ist trotz Hurrikansaison im Juni, Juli und August. Im Winter sind die Wellen zu hoch für die Überfahrt zur Banco Chinchorro. Unbedingt im Doppelpack kombinieren mit den Cenoten um Tulum. „Fischführer Karibik“ und „Niedere Tiere der Karibik“ von Paul Humann (Bücher der Zeitschrift tauchen)

Medikamente gegen Seekrankheit evtl. nur für die längere Überfahrt nehmen (Achtung: bei auftretenden Nebenwirkungen nicht tauchen - Ärzte raten dringend ab, obwohl die Guides ab und zu Tabletten anbieten).
 
 
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Infos zum Land
Gesundheit Reise/Sicherheit WHO
 
Klartext - gut zu wissen
Biosphärenreservat (UNESCO) und archäologisches Meeresschutzgebiet, viele Wracks, auch aus dem 16. Jahrhundert ( Kanonen). Für Tauchanfänger und Fortgeschrittene sowie Schnorchler gut geeignet, jungfräuliche und ursprüngliche Karibik, imposante Schwämme. Nur 3 Tauchbasen, sehr wenig Betrieb. Gutes Preis-Leistungsverhältnis, lokale Kneipen kostengünstig. Einiges an Kultur im Hinterland, am besten per Mietwagen.
Weit entfernt, von Cancun muss man nochmals mit dem Mietwagen ganz in den Süden des Landes fahren. Überfahrt zur Banco Chincorro nur bei gutem Wetter bzw. wenig Wind möglich, deshalb besser ein paar Tage länger in Xcalak/ Mahahual einplanen. An den meisten Wracks darf man nur schnorcheln. Tauchen ist auf Amerikaner abgestimmt. Hurrikansaison 1. Juni – 30. November, Dekokammer weit entfernt.
 
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