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Amerika - Grenada |
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Geballte und pure Karibik erlebt man auf Grenadas kleinerer Schwesterinsel Carriacou, übersetzt „dem Land der Riffe“. Hektik ist ein Fremdwort, der Tourismus spielt nur eine Minirolle. |
„Ocean“ strahlt über beide Backen. Er ist wahrlich kein Schwätzer, der Instruktor von Carriacou Silver Diving, dessen Eltern ihm bereits vor 23 Jahren diesen Spitznamen gegeben gaben. Und er macht seinem Namen alle Ehre. Nach einem 75 Minuten Tauchgang sitze ich mit ihm wieder an Bord: „Hey man, good luck today“. Tatsächlich! Was er versprochen hat, wurde auch gehalten. Nur Kleinzeug wollte er mir zeigen beim ersten Tauchgang. Wahrscheinlich hatte er aber ganz was anderes im Sinn: mich Alten kurz testen, also zuerst einen Easy-Dive. Absolut korrekt. Drei verschiedene Seepferdchen, einen seltenen Blenni, verschiedene Nacktschnecken und weiterer „Krimskrams“ ist es geworden. Durchaus passabel und ich freue mich. Seine Chefs, Max und Claudia Nagel freuen sich mit mir und sind schon ein bisschen stolz auf „ihren Ocean“, den mit den Adleraugen. Er gehört mittlerweile schon richtig zur Familie. |
Max Nagel heißt eigentlich Werner, aber den Einheimischen ist dies zu schwer. Sie brechen sich damit fast die Zunge ab. Seine Claudia nennen sie daher folglich Mrs. Max oder Max 2. Nur nicht soviel denken müssen. Damit weiß eben gleich jeder, was Sache ist. Denn Max ist bereits fest eingetragenes Warenzeichen auf Carriacou, nicht mehr von hier wegzudenken. Und noch ein Kuriosum: mit den richtigen Vornamen handelt man auf der Insel nur bei den amtlichen Stellen. Warum? Es ist ein alter Aberglaube, dass man mit der Bekanntgabe des Taufnamens den anderen Personen "Macht" über sich gibt. Und das will hier keiner. Und daher die vielen Spitznamen. |
Ocean, der sympathische Schwarze ist der erste hiesige Staff- Instruktor. Das ist schon was Besonderes. „Come on, man“, heißt`s schon wieder nach einer knappen Stunde. Dass er nicht noch alter Sack gesagt hat, war alles. Carriacous Sahneplatz ist dieses Mal dran, die „Sister Rocks“. Keine zehn Minuten von der picobello Tauchbasis und dem gekrönten PADI 5 Star Dive Resort entfernt, liegen diese beiden kleinen Felseninseln. Terrassenförmig geht’s nach unten bis auf 28 Meter Tiefe. Wir schweben in einem faszinierenden Park zwischen Weichkorallen, Gorgonien und Schwämmen. Dazwischen tarnen sich Flossenträger wie etwa die Trompetenfische ganz exzellent. Auffälliger sind schon die Riesenlangusten. Ihre langen Antennen verraten sofort ihr Versteck. Eine Wolke von blauen Bogitas rast zwischen uns wild hindurch, beäugt von mächtigen Barrakudas. Diese schielen meine funkelnde Kamera ebenfalls interessiert an. Die Schönen im Riff, die Franzosenkaiser, zieren sich allerdings etwas als Models. Fast wie über Wasser, denke ich. Zickiges Imponiergehabe der Primaballerinas. Am Tauchspot „Deep Blue“, wo wir gerade vorbeidriften, findet gerade das große Fressen statt. Makrelen sind die Jäger, kleine Glasfische die Gejagten. Eine eher plump wirkende Schildkröte lässt dies kalt. Im D-Zug-Tempo fühlt sich wohl auch die Armada der Gelbschwanzschnapper und macht ihrem Namen alle Ehre. Fürwahr: die „Twin Sisters“ sind eine der superlativen Plätze in dem Revier, das ist bekannt. Und deshalb sollte man hier auch gleich mehrere Tauchgänge einplanen. Langeweile kommt nicht auf. Auch nicht für Maxe, obwohl er alleine hier sicherlich schon weit über tausend Tauchgänge auf dem Buckel hat. Der erfüllte sich aber auch noch einen anderen Traum, denn der Kerl kocht liebend gerne. Ganz in der Nähe des Shops zaubert er köstliche Gerichte in seinem „Lyme and Dine“ und lässt seiner Angetrauten Claudia, die Master Instructor ist, nicht selten den Vortritt in den Riffen. |
Carriacou heißt übersetzt „Land der Riffe“, was schon alleine einiges verspricht. Drumherum gibt’s davon viele. Vulkane haben die Insel von der Topographie her geprägt und ihr das Gesicht gegeben. Es gibt sowohl einen Regenwald als auch trockene Landstriche auf den 13 “Quadrat-Meilchen”. Sie ist die südlichste Insel der Grenadinen und gehört zum Drei-Insel-Staat. Der besteht noch aus der größeren Schwester Grenada und dem winzigen Petite Martinique. Diese Miniinsel, wo noch heute die Schmuggelei so richtig blüht, hat absolut gar nichts mit Martinique zu tun. Trading nennen es die Menschen dort. Klingt doch schon fast kaufmännisch, oder ?
Doch mit Tauchern hat PM, wie sie genannt wird, nix am Hut. Nach Carriacou startet man von Grenadas Hafen, der hübschen Carenage, mit einer flotten Katamaranfähre der Osprey-Line. In knapp eineinhalb Stunden donnert man übers Wasser, der heiße Ritt endet in der Hauptstadt Hillsborough. Das Wasser verwandelt sich schlagartig vom tieferen und dunklen Blau ins typische karibische Türkis oder Aquamarin. Ein Augenschmaus vor der Stadt ist Sandy-Island. Hier liegen immer gut geschützt ein paar Segelyachten, denn die Gegend gehört zur Postkartenidylle der Grenadinen.
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Die Hauptstadt ist eher das, was man bei uns in die Kategorie verschlafenes Kaff einstuft. Sorry, aber so ist`s. Verlaufen ist unmöglich: Es gibt die Main-Road, die Straße am Meer entlang und die Back Road, die Parallele dazu und um ein paar Meter nach hinten versetzt. Das war`s auch schon. „Going dong in tong“ – heißt im Einheimischen- Slang übersetzt: „runter in die Stadt gehen“. Und das tun sie alle vom bergigen Carriacou, wenn sie wieder mal was einkaufen müssen. Erstaunlicherweise gibt es aber fast alles in den kleinen Geschäften zu kaufen. Am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig ist, dass wir Touris noch so richtig auffallen im Lokalkolorit. Nur schenkt man uns trotzdem keine große Beachtung. Man müsste ja auch den Kopf eventuell verdrehen. Zuviel action für die meisten..... |
Trotzdem bin ich nach zwei Tagen schon bekannt wie ein bunter Hund und man weiß, dass der „Photoman“ zu Carriacou Silver Diving gehört. “Tell she, I want to see she“ bittet mich dann ganz selbstverständlich der Rasta- Obstverkäufer Mrs. Max auszurichten, dass es frische Früchte gibt. “Take it easy, man. No hurry“ murmelt die Langlocke heiser hinterher. Als wenn ich Schwarzwälder in der Hitze rennen würde. Langsamkeit scheint überhaupt die Lebensphilosophie auf der kleinen Insel zu sein. An Hektik wird hier sicher keiner sterben. |
Schon eher mal an zuviel Rum, dem gnadenlosen „Jack Iron“. Der wird extra für Carriacou auf Trinidad gebrannt und bringt satte 87% ins Glas. Den Echten erkennt man daran, dass selbst das Eis darin untergeht. Prost! Das Teufelszeug gibt’s in traumhaftem Ambiente als angenehmen Rumpunsch- Sundowner im „Bogles Round House“. Dieses kleine und originelle Restaurant könnte von den Schlümpfen entworfen sein und gilt auch als gute Adresse in Sachen Speisen. Originell geht’s aber auch bei den einfachen Strandkneipen zu, wo Oma`s karibische Küche noch gepflegt wird und für ein paar Euros ein üppiges Abendessen zu haben ist. Und es gibt selbst Discos mit Steelbands, die ab und zu von Windward oder L`Esterre rüberkommen. Gerade beim Karneval oder bei der Carriacou-Regatta. Dann steht das idyllische Hillsborough allerdings Kopf ! Vorbei ist`s auf einmal mit Seele baumeln lassen, jetzt regiert der Rhythmus und schöne Hintern wackeln überall. |
Noch ein Kuriosum ist die Straßenführung zur Tyrell-Bay, einer schönen Bucht und einem Naturhafen, wo die deutschen Arawak-Divers eine Basis betreiben. Es ist nun verboten, quer über den Flugplatz mit dem Auto zu fahren……. Tatsächlich landen kleinere Flieger täglich auf der Grenadineninsel und man will keinen Unfall provozieren. Diese kommen von Grenada und auch mal von Barbados. |
Nach Silber braucht man auf der Insel nicht zu suchen, denn von der bekannten Tauchadresse, den Carriacou Silver Divers, werden fast nur goldene Tauchgründe angefahren. Die Basis der Nagels war früher einmal beim Silver Beach Resort stationiert, also keine Trugschlüsse. Heute sind sie in größerem Rahmen keine 2 Minuten vom Ade`s Dream Hotel entfernt. Bei Ade’s Dream gibt’s im Erdgeschoss einen Supermarkt und gegenüber der Main-Road das Restaurant des Hotels, direkt am Meer. Da jedes Zimmer über eine kleine Küche verfügt, lässt sich so auch für den schmaleren Geldbeutel relativ günstig in der Karibik mal abtauchen und leben, Internet, TV und Klimaanlage auch ohne Aufpreis. Ganz clever gemacht. |
Gleich über der Straße von der Basis aus beginnt ein menschenleerer Sandstrand, davor liegen deren zwei Tauchboote, also nur einen Katzensprung. Als Vize-Präsident für Carriacou der Grenada Scuba Association (der sieben Tauchbasen auf den zwei Inseln angeschlossen sind) liegt es Max Nagel natürlich nahe, auch geschützte Marineparks zu forcieren. Vor Carriacou einigte man sich zusammen mit der Fischereibehörde auf verschiedene Zonen. Die sogenannte „Recreational Zone“ ist für uns Taucher interessant. |
Was erstaunt: trotz der vielen Riffe gibt es im Gegensatz zur größeren Schwester Grenada fast keine Wracks. Bei Mabouya Island sind daher zwei alte Schlepper als künstliche Riffe versenkt worden. Doch vorzügliche Tauchplätze gibt es genug. „Divers Surprise“ ist eher für die Fans des Nahbereiches, ein Drifttauchgang vor Sandy Island heißt „Western Adventure“, wo eher die größeren der Karibik anzutreffen sind. Vor der Insel Mabouya sehen wir fast unberührte Korallenwälder im „World of Dreams“, daneben in „Sharkies Hideaway“ schlafende Ammenhaie. Im „Magic Garden“ blubberts permanent aus dem Sand dank vulkanischer Aktivität, hier treffen sich gerne verschiedene Nacktschnecken. Der Hit aber sind die bereits erwähnten „Sister Rocks“, die karibische First Class Tauchgänge nicht nur versprechen, sondern auch halten. |
„Chinatown“ könnte auch Burma Tempel heißen: Korallenformationen stehen wie Pagoden in niederen Tiefen. Doch nicht nur diese Tempelstädte ist vor Frigate-Island, dem zweiten Marinepark der Insel. Ringsherum liegen sehr gute Stellen. Adlerrochen und Riffhaie sind dort vertreten, die Kulisse gehört unbedingt ins Fotoalbum und ist ebenfalls postkartenreif. |
„Kick èm Jenny“ ist ein noch intakter Unterwasservulkan, nicht weit entfernt. Er kommt aus ca. 1300m Tiefe bis auf 182m unter die Wasseroberfläche herauf. Seit er im Jahre 1939 entdeckt wurde, hat`s schon 12 Mal gerumpelt. Doch keine Angst: alles unter Kontrolle. Jede Kleinigkeit wird von verschiedenen Stationen aufgezeichnet und ein schnelles Warnsystem tritt dann auch ein. Den Amis sei Dank. Denn eine richtige Eruption könnte auch mal eine Tsunami, die Riesenwelle, entstehen lassen. Und da Vulkane bekanntlich immer gasen, ist es auch verboten, im näheren Umfeld mit dem Schiff zu kreuzen. Durch die geringere Wasserdichte könnte ein Schiff schon mal sinken. Die Sperrzonen sind also berechtigt und Schiffe sind dort schon spurlos versunken. Fast wie im Bermuda-Dreieck. Nicht weit entfernt davon lockt ein Tauchgebiet der Superklasse, das sowohl von Carriacou als auch von Grenada bei guten Wetterverhältnissen angesteuert wird, die Isle of Rhonde. Das Highlight ist eine senkrechte Wand bis auf 67 Meter, an der Peitschenkorallen, Elefantenohren, Vasenschwämme und riesige Fassschwämme wie Wildwuchs gedeihen, „Big Blue“ nennen es die Tauchprofis. Selbst eine kleine Höhle, in der man auftauchen und Luft schnappen kann, ist im Vulkangestein. Ein Manko des Gebietes ist leider die Überfischung, doch man „arbeitet“ dran. Auch dort gibt es einen Platz, der als „Twin Sisters“ geführt wird. Um das sprachliche Wirrwarr nun perfekt zu machen, nennen die Einheimischen von Grenada den Platz die „Brothers“. Nicht anders geht es den „Sister Rocks“ direkt vor Carriacou. Diese werden ab und zu „Brüder“ genannt. |
Also: Schwester werden hier zu Brüdern oder auch umgekehrt. Capito ? Das sympathische Eiland ist gerade ein Zehntel so groß wie sein Nachbar Grenada und beide haben mit ihrer Mam Elisabeth II von Großbritannien ihre „eigene“ Königin. Carriacou ist schon ein bisschen verrückt, aber echt Klasse und immer noch ein Insidertipp unter Karibikfans. |
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Regenzeit (Jun.- Nov.) und die Trockenzeit (Dez.- Mai), leichte Regenjacke gehört mit ins Gepäck. Sundowner in Kultkneipen von Hillsborough. Rum mitnehmen ( spezielle Rumshops), auch Muskatnüsse. Fahrt um die Insel per Bus für wenig Geld. Super Stimmungen bei abendlichen Konzerten ( String Bands, Steel-Pan-Musik, Big-Drum-Dance). Beim Karneval (gleiche Zeit wie in D) tanzt hier der Bär und Carriacou erwacht. Eigene Medikamente gehören ins Gepäck. |
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Naturschutzgebiete, für Anfänger und Fortgeschrittene sowie Schnorchler geeignet. Einige Tauchbasen (auch Deutsch sprechend). Günstige Hotels (mit eigener Küche im Zimmer) oder Guesthouses. Gut für Selbstversorger und auch Gruppen, gute und urige Restaurants. Pure Karibik- keine Hektik, tolle Sandstrände. Gutes Preis-Leistungsverhältnis, auch für Familien geeignet. Liegt südlich der Hurrikanzone, ist also nicht betroffen. Nahezu ganzjährig gute Tauchbedingungen. |
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Weit entfernt, langer Flug plus anschließender Fährtransfer. Grenada hat von Deutschland aus keine Direktflüge. Tauchen von Land aus nicht möglich, Spots liegen aber im näheren Umkreis.
Wir sind in der Karibik- bei Service und Pünktlichkeit ab und zu ein Auge zudrücken, Bewohner sind an Tourismus noch nicht so gewöhnt.
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