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Afrika - Sudan |
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Mit dem Sudan bringt man automatisch die Pioniere des Tauchsports in Verbindung. Was Hans Hass und Jacques Cousteau zu Beginn des Sporttauchens beschrieben haben, trifft heute immer noch zu: absolut phantastisch, ein Traum! |
Das Fazit machen wir zur Einleitung: Für weit gereiste Taucher und kundige Veranstalter gibt’s keinen Zweifel- das Tauchen im Sudan ist absolute Weltklasse! Die Wunschdestination war aber nicht immer so einfach zu erreichen wie heute, die Flugverbindungen waren spärlich und leider oft unzuverlässig. Zudem waren mit dem faszinierenden Land immer wieder negative, politische Schlagzeilen verbunden, was viele abschreckte. Mittlerweile ist die Anreise einfacher geworden, egal, ob man nun mit einem Liveaboard von Ägyptens Port Ghalib aus kommt oder per Flieger und die Kreuzfahrt von Port Sudan aus startet. Trotzdem bleibt beides bis heute immer noch ein kleines Abenteuer, wie selbstredend die ganze Reise. Der Sudan ist alles andere als ein herkömmliches Urlaubsland! |
Weitab von touristischer Infrastruktur erlebt man fast unberührte Riffe, obwohl diese schon seit Jahrzehnten zu den besten der Welt und von Insidern zu den ganz heißen Tipps gehandelt werden. Die Gewässer im Sudan sind bis heute nicht überlaufen, es kreuzen nur wenige Liveabaords in dem großen Revier, von Rummel überhaupt keine Spur. |
“Manta- Teufel im Roten Meer“ - mit diesem faszinierenden Buch beschrieb Hans Hass 1952 seine damals teils wagemutigen Abenteuer, es folgten einige spannende Filme, die ganze Welt war fasziniert. Zehn Jahre später schlug der Sudan wieder Wellen. Kommandant Jacques-Yves Cousteau wagte ein Experiment und beobachte, wie Menschen unter Wasser leben können. Zwei Aquanauten bewohnten einige Wochen ein „Habitat“ bei Sha`ab Rumi, sein Projekt nannte er Precontinent II. Die Bücher und die Filme dazu waren wiederum ein Renner, mit den beiden Protagonisten nahm der moderne Tauchsport seine Erfolgsstory auf. Auch mich zogen die beiden in ihren Bann: mit einem komplett ausgestatteten Geländewagen brachen wir 1982 von Deutschland aus zu einer Expedition auf, um den Spuren unserer Idole zu folgen. Was wir unbedingt sehen wollten: die euphorisch beschriebenen Riffe, Städte wie Suakin und Port Sudan, das Wrack der Umbria und Precontinent II. |
Schon damals nagte der Zahn der Zeit gewaltig an Cousteaus Unterwasserdorf, trotzdem kann man noch heute in Tiefen zwischen 10-27m einiges davon sehen. Schwämme und Korallen haben die Überreste des Habitats besiedelt, das Vermächtnis des Commandante ist noch immer faszinierend und eine spannende Reise in die Vergangenheit. |
Weitaus besser erhalten, obwohl noch älter, ist das Wrack der Umbria. Das Schiff hat eine bewegte Geschichte: es wurde 1911 in Hamburg gebaut, fuhr anschließend in Argentinien, 1935 wurde es von Italien gekauft und als Truppenschiff umgebaut, um seine Kolonien in Ostafrika zu bedienen. Auf seinem Weg dorthin wurde es von der Royal Navy am Suez-Kanal kontrolliert. Die Engländer behielten das Schiff während seiner Fahrt scharf im Auge und es wurde vor Port Sudan von einem britischen Kanonenboot gestellt. Nachdem der Kapitän erfuhr, dass Italien in den Krieg eintritt, traf er eine harte Entscheidung und versenkte sein Schiff am 10. Juni 1940. Die beobachtenden Briten täuschte er mit einer Rettungsübung, die Besatzung ging von Bord und als die Engländer den Braten rochen, war es schon zu spät, die Umbria begrub sich selbst: 360 000 Bomben und weiteres wertvolles Kriegsmaterial fielen somit nicht in des Feindes Hände. Neun Jahre später war Hans Hass an dem 155m langen Schiffriesen, dessen Ladung natürlich immer noch hochbrisant war. Noch lange Zeit hatten die Sudanesen Angst, dass mit einer Explosion des Wracks sich eine Flutwelle bilden und Port Sudan überschwemmen könnte. Nicht ganz unberechtigt! Bis heute ist noch nie etwas passiert, obwohl die gefährliche Ladung immer noch im Schiff ist. Beim Tauchen ist daher Vorsicht geboten. |
Die Umbria vor Port Sudan am Wingate– Riff listet sich ganz vorne unter den Besten Wracks der Welt ein. In den Laderäumen des auf 38m Tiefe und Backbord ruhenden Schiffes findet man heute noch Vieles davon in recht „gutem Zustand“, ebenfalls ein paar Fahrzeuge der Marke Fiat 1100 Lunga, die in einem großen Laderaum am Heck liegen. Der Maschinenraum ist eine Schau, aber unbedingt nur mit einem kundigem Guide oder einer Führungsleine hinein tauchen. Irgendwie scheint die Zeit hier fast stehen geblieben zu sein. Herrlich ist das Schiff mit Feuerschwämmen und verschiedenen Hart- und Weichkorallen bewachsen und bietet viele Verstecke für allerlei Fischiges. Die Davids ragen noch heute aus dem Wasser, der Platz ist also einfach zu finden. Gut und gerne kann man sich zwei Tage vergnügen und hat bei Weitem nicht alles gesehen- es ist ein Paradies für Wrackliebhaber. |
Ein weiteres Schiff begeistert ebenfalls vor Sudans Küste: die Blue Belt oder auch Toyota Wrack genannt. Das Cargoschiff liegt etwa 100 km nördlich von Port Sudan am Sha'ab Suedi zwischen 10- 36m Tiefe. Vollbeladen mit Fahrzeugen und Ersatzteilen war es auf dem Weg von Jeddah nach Port Sudan und sank im Dezember 1977, der Grund des jähen Endes war eindeutig ein falscher Kurs. Über zwei Dinge munkelt man aber bis heute: vielleicht steckte Versicherungsbetrug dahinter oder eine vermeintliche Schmugglerware, organisiert durch die Besatzung. Platz war ja genügend auf dem riesigen Schiff. Inzwischen mutierte es bereits zum künstlichen Riff. Hunderte Tischkorallen verschiedener Couleur überwuchern den Giganten, bei Sichtweiten um die 20m toll anzusehen. |
Auch die Riffe entlang der ganzen sudanesischen Küste sind vom Feinsten, was das gesamte Rote Meer bieten kann. Bereits legendär sind die Unterwasserwelten rund um den Leuchtturm des Sanganeb- Riffs, der Name alleine könnte Bände füllen. An der Nordspitze kreisen riesige Fischschwärme in einem vielfältigen Korallengarten und um das Südwestplateau sind noch heute immer Graue Riffhaie präsent, deren Anzahl sich wie in „guten alten Zeiten“ kaum verändert hat. Elegante Jäger wie die Großen Hammerhaie ( bis 5m lang), sieht man besser am Angarosh- Riff im Norden, was übersetzt die „Mutter der Haie“ bedeutet. Ansonsten sieht man an einschlägigen Riffen im Roten Meer die kleineren Bogenstirn- Hammerhaie ( 2-3m). Selbst Tigerhaie tauchen ab und zu auf, Barrakudaschulen sind „permanent residents“ an dem tieferen Spot, der bis 55m reicht. |
Weitere einmalige Riffe mit Fotostudio- Charakter heißen Abington-, Merlo-, Protector- und Elba-Riff, am letzteren ist 1923 der Frachter „Levanzo“ versunken. Trotz früher Meilensteine im Tauchsport und auch wegen staatlicher Reglementierungen steckt das Land, das zu den ärmsten der Welt zählt, bis heute in den Kinderflossen. Durch die wenigen Tauchschiffe darf sich also jeder Gast noch wirklich berechtigte Hoffnungen auf ein Großfischrevier, nahezu unberührte Rifflandschaften und spannende Wrackabstiege machen. Jeder Trip bleibt bis heute eines der letzten wirklichen Tauchabenteuer und unter den 100 Toprevieren gehört der Sudan zweifelsohne zu einer „der“ Pilgerstätten, wenn auch nur für wenige. Doch aufgepasst: Die nächste Druckkammer steht in Ägypten oder Saudi Arabien, dieser Umstand muss immer mit Ausrufezeichen fest eingespeichert sein. |
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Bücher zur frühen Tauchgeschichte
Hans Hass:
- Welt unter Wasser
- 3 Jäger auf dem Meeresgrund
- Manta- Teufel im Roten Meer
- Unter Korallen und Haien
Cousteau:
- Korallen
- Haie
Biologie:
Helmut Debelius - Rotes Meer Fischführer
Erich Proell: Umbria - Vom Wrack zum Riff
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Einmalige Traumdestination, wenige Kreuzfahrtschiffe, wenige Taucher. Eines der letzten Tauchabenteuer. Spitzenrevier in Sachen Riffe, Wracks und Großfische im gesamten Roten Meer. Sudan schreibt tolle Tauchgeschichte. Falls möglich, deshalb Suakin und Port Sudan besuchen.
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Nur mit Kreuzfahrtschiffen zu empfehlen, reine Tauchdestination, nichts für Familienurlaub. Nur für erfahrene Taucher, Dekokammer sehr weit entfernt.
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