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Amerika - Grenada |
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In der Kürze liegt die Würze – das passt 100% auf Spicy Island, wie Grenada auch gerne genannt wird. Oder das Truk Lagoon der Karibik im Miniformat, oder Insel der „Ammen-Märchen“…. |
Grenada, sprich Granay-da, da war doch mal was? Nicht nur die Muskatnüsse, die vielen Gewürze und der Grog hat sie bekannt gemacht, sondern auch die Invasion der Amerikaner 1984. Der Goliath im Zwergstaat. Nachdem 1974 Spicy Island, wie Grenada überall genannt wird, die Unabhängigkeit von England erhielt, empfahlen sich die Kubaner mit einer kostenlosen Landebahn. Und zahlungswillige Russen waren auch nicht mehr weit. Derweil brodelte es auf Spicy Island und politisch Knallrote putschten und töteten gemäßigte Politiker. Die paar amerikanischen Medizinstudenten, die sich gerade hier aufhielten, kamen in dieser Situation wie gerufen: In zehn Tagen waren sie und alle anderen „befreit“, die Putschisten überwältigt und die Demokratie wieder hergestellt. Ja, ja- die Yankees richten es halt. |
Ein Gebäude hat sie alle gesehen und bewirtet: das heutige Rudolf`s Restaurant, eine urige Kneipe im alten Stadtteil von St. Georges, das man unbedingt besuchen sollte. Die Franzosen und Engländer vor ein paar Hundert Jahren, später die Russen, dann die Kubaner und die Amis. Johann, der Juniorchef und selbst begeisterter Taucher erzählt, dass selbst der CIA und der KGB hier zusammen an einem Tisch saßen und den Rum in sich schütteten. Noch heute ist Rudolfs das Sprachrohr für die Stadt, auch wenn sich viele Touristen hier nun wohl fühlen. Und so erfahre ich ganz zufällig bei einem Gespräch zwischen den Aquanauts, der von Deutschen geführten bekannten Tauchbasis und Johann, dass sich der Chef des Restaurants schon lange nach einem kleinen U-Boot umschaut. Er will die vielen alten und unbekannten Wracks, die um die Insel liegen, einfacher aufstöbern können. Denn alle Taucher sind etwas im Goldrausch seit einem großen Sturm. Der brachte an einem der 45 Traumstrände der Insel plötzlich nicht nur wertvolle Goldmünzen ans Tageslicht. |
Es gibt Gegenden, die Schiffe fast magisch anziehen und ihnen zum Verhängnis werden. Grenada gehört sicherlich dazu, es ist in der Karibik das Land der Wracks. Und das ganz ohne kriegerische oder geheimnisvolle Komponenten. Nicht wie in Scapa Flow oder im pazifischen Truk Lagoon, wo furchtbare Kämpfe stattgefunden haben und ganze Flotten begraben liegen. Und auch kein geheimnisvolles Bermuda-Dreieck, in dem noch heute Schiffe spurlos verschwinden. In Grenada weiß man (fast) immer, woran es gelegen hat. Meist sind es menschliche Fehler, die man durchaus hätte vermeiden können. Spekulieren sei erlaubt, ob es vielleicht am guten und bekannten Rum lag? Geben sich hier die Seeleute öfters eine Dröhnung? Fakt ist, dass auch in „jüngster Zeit“ Kähne untergingen. Zum Leidwesen der Eigner und zur großen Freude der Taucherbasen, denn sie haben immer wieder neue und fotogene Highlights. So z. B. das Wrack der Shakem ( gesunken 2001), das nur wenige Kilometer vom Hafeneingang von St. Georges in gut betauchbaren Tiefen bis maximal 33 Meter liegt. Offizielle Schadensursache: Verrutschen der Ladung, unvermeidbare Schlagseite, danach die Ruhestätte zwischen Korallen. Und zwar für immer. |
So hört sich das offizielle Statement aber auch bei dem Schiffsdesaster der King Mitch an, die fast in gleicher Tiefe liegt und dort schon vor vielen Jahren zum künstlichen Riff wurde. Oder bei der San Juan, dem interessanten und netten Ammenhaiwrack im Atlantik, wahrlich kein Ammenmärchen. Wir haben bei einem einzigen Tauchgang über ein Dutzend Ammenhaie gezählt. Zur neuen HEMA 1 wanderten allerdings einige Ammenhaie ab, die ehemals an der San Juan und der King Mitch wohnten. Übrigens: Diese drei Wracks sind oft von saftigen Strömungen umgeben, daher erwartet man hier nicht immer ganz so easy diving. Adler- und Stachelrochen sind bei den Schiffen auch oft zu sehen. Herrlich mit Gorgonien verziert ist das ehemalige Arbeitsschiff Rum Runner. Ja und dann sind da noch die Orinoko, das Twin Wrack, die Veronica und, und, und.... |
Aber eines ist das bekannteste, nicht nur auf Grenada, sondern im ganzen karibischen Raum. Sie hat die Maße der Titanic: die Bianca C. Der Koloss ist nicht ganz einfach zu betauchen und nur Erfahrenen sei dieser Gigant auch empfohlen. Tief liegt sie und lang ist sie, die „Titanic der Karibik“. Erschwerend hinzukommen oftmals die Strömungen im Freiwasser. Dann heißt`s nur noch schnell frei durchfallen lassen und hoffen, dass es einen nicht zwischenzeitlich im Freiwasser wegbläst. Auf rund 30 m wird’s dann wieder ruhiger. Doch zielgenau haben die Basen dank modernster Technik die Lage sehr gut im Griff. Das ehemalige Kreuzfahrtsschiff steht aufrecht und immer noch mit Stolz am Wibbles Reef auf 52 m Tiefe. Was gleich auffällt: Rings um den Klotz ist ordentlich was los. Er ist eine wahre Oase im offenen Meer für Groß und Klein. Der relativ schnell rostende Kahn ist also immer für eine Überraschung gut. Weil uns der Pott und dessen Geschichte so gut gefallen hat, haben wir ihm ein Extra-Kapitel im Anschluss gewidmet. Obwohl der Zahn der Zeit wirklich daran nagt und es nicht mehr das Wrack wie früher ist. Leider! |
Das Tauchen vor Grenadas Küste ist meist super easy, ab und zu kann es trotzdem schon mal ganz nett kacheln, dann wird’s auch mal heavy. Die Riffe vor der Südwestküste sind fast alle bestens für Anfänger geeignet, wobei die „Pros“, wie man hier die erfahrenen Taucher nennt, aber keineswegs zu kurz kommen. Auf fast 4 Kilometern Länge sind gleich mehrere gute Plätze direkt vor der Grand Anse Beach, dem herrlichen Vorzeigestrand der Gewürzinsel. |
Zu diesem Boss Reef zählen Tauchspots wie Tropicana, Valley of the Whales, Forest of Dean, the Hole, Happy Hill und das kleine Quarter-Wreck. Ein Tauchgang war mir an diesem kleinen Wrack allerdings ein Mal missgönnt. Der Grund: ein zugekiefter Guru schwebte mit seinem Holzboot im siebten Himmel und war an der Boje fest verankert. Keine Chance zu einem „Joint venture“. Ab und zu wird schon mal auf Spicy Island unter dem Tisch gerne mit Ganja (Marihuana) gehandelt. Doch es ist illegal, wenn man dies auch schon mal ganz locker in Kauderwelsch-Englisch auf der Straße von einem Lockenkopf angeboten bekommt. „Ein mancher schwitzt dafür lange hinter Mauern“, erzählte man uns auf einer Inseltour. |
Kleine Barrakudas ziehen am Dr. Grooms Garden vorbei, Schwämme gedeihen aller Orten. Japanese Gardens ist ein Weichkorallenwald par Excellance, der jedem gefällt. Doch hier lohnt es sich auch näher hinzusehen und nicht nur durch die Weichkorallenwälder zu schweben. Ganz unten an den Korallenstämmen sitzen nämlich die Flamingozungen, äußerst fotogene Nacktschnecken. Northern Exposure liegt gleich nebenan und glänzt ebenfalls mit Hart- und Weichkorallen. Dazwischen huschen verschiedene Arten von Engelsfischen vorbei: Grey-Angels, French-Angels und die farbenfrohen Queen-Angels. Doch alle haben eines gemeinsam: Sie sind etwas taucherscheu und Portraits sind nur mit List und Tücke zu schießen. Sanft abfallend ist der Platz Kohanee, ein Riff mit Gespensterkrabben, einigen Koffer- und Soldatenfischen. Auf einer Meermaus zeigt mir unser Tauchguide eine Symbiose. Kleine, weiße Krebse leben auf diesem stacheligen Seeigel. In eine Wolke von hunderten pinkfarbenen Kreolenfischen fallen wir bei Purple Rain. Im Großen und Ganzen ähneln sich alle diese herrlichen Tauchgärten schon etwas am größten zusammenhängenden und von Nord nach Süd laufenden Barriereriff der Insel. |
Nördlich davon gibt’s einen Unterwasserpark mit der Flamingo Bay, dem Happy Hill und der Molinere Bay. Diese Plätze sind auch ideal für Schnorchler mit geringen Tiefen und schönen Korallenformationen.
Die Kachelseite ist meist die Atlantische mit dem Shark Reef, der guten Kinderstube der Ammenhaie, wo auch schon mal ein Manta vorbeifliegen kann. Oder dem Lobster Point, an dem sich die Langusten wohl fühlen. Stingray-City ist ein beliebter Treffpunkt von Rochen.
Zwei Dutzend Tauchplätze liegen um die Südwestecke, wo nährstoffreiches Wasser und Strömungen die Fische anlocken. So haben sich hier einige Tauchbasen niedergelassen, was kurze Anfahrtswege mit modernen Booten zu den Spots ermöglicht. Viele der Tauchgänge können von Anfängern gemeistert werden.
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Im Norden Grenadas , ganz in der Nähe der kleineren Schwesterinsel Carriacou, sind sicherlich die Hälfte der vorhandenen Tauchplätze noch nicht entdeckt. Es sind die echten „Virgin Islands“, nur keiner nennt sie so. Denn egal, von wo man kommt, das Wetter muss gut mitspielen auf dieser meist welligeren Atlantikseite. Der Anfahrtsweg ist immer weit und das Risiko eines Wetterumschwunges schon gegeben. Also geht man immer auf Nummer sicher. Eineinhalb Stunden brauchen wir unter Vollgas vom Süden nach Bird Island, wo wir alle von den jungfräulichen Korallengärten begeistert sind. Weitere gute Spots im Norden Grenadas sind Sandy Island und eine Felsenbrücke im Atlantik, genannt London Bridge. Ein Felsplateau erstreckt sich rund um diesen Platz, das dann auf 40m tief abfällt. Nicht selten sind Begegnungen mit Haien und Rochen. |
Grenada ist eine gelungene Schau. Nicht nur unter, sondern auch über Wasser. Und dazu tragen neben der Natur natürlich auch die Einheimischen bei. Die Uhren ticken einfach anders auf der Gewürzinsel, manche Gesetze sind wahrlich verrückt. Zum Beispiel, dass öffentliche Busfahrer während der Fahrt keinen Alkohol trinken dürfen. In einem anderen Absatz ist die Musikleistung der Autos auf maximal 20 Watt beschränkt, weil aus ihnen in diskomäßiger Lautstärke überall Reggae- Rhythmen dröhnten. Nur, keiner hält sich so richtig dran. Hier hat man eben noch Töne. Karibik pur. |
Gäbe es jetzt nur noch das kleine Geheimnis des Wortes Grog, des weltbekannten Rumgetränkes mit heißem Wasser, zu lüften. Denn auch dieses stammt aus Grenada und kommt durch die Anfangsbuchstaben der Firma „Georgius Rex Old Grenada“, die auf den Kisten standen. Ist doch irre- was es alles auf dieser kleinen Sonneninsel gibt, die gerade mal 34 km lang und 18km breit ist. In der Kürze liegt eben die Würze, nicht nur bei der schreibenden Zunft. Aber sorry, kürzer ging es leider nicht. |
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Regenzeit (Jun.- Nov.) und die Trockenzeit (Dez.- Mai), leichte Regenjacke gehört mit ins Gepäck. Sundowner in Kultkneipen rings um die Carenage.
Rum mitnehmen ( spezielle Rumshops), auch Muskatnüsse. Super Stimmungen bei abendlichen Konzerten. Karneval wie bei uns, dann viel geboten. Interessante Inselrundfahrt zu Gewürzfabriken, Rumbrennereien, Nationalmuseum, Nationalpark, Wasserfälle. Historische Gebäude in St. Georges, drei Festungen, toller Markt. Eigene Medikamente gehören ins Gepäck.
Alles dreht sich um die Nuss
Die recht üppige Natur gibt Grenada ihren zweiten Namen, die Gewürzinsel. Und tatsächlich: Nirgends auf unserem Planeten wachsen pro Quadratmeter mehr Gewürze als hier. Ein Drittel des Weltbedarfs an Muskat liefert alleine diese kleine Insel und ist daher zweitgrößter Erzeuger. Holland und Deutschland sind die größten Importeure der harten, braunen Nuss, die auf Bäumen wächst und im Aussehen einer Aprikose ähnelt. Aus dem Fruchtfleisch wird Sirup, Marmelade, Gelee oder ein würziger Likör hergestellt. Um den Kern wächst das Macis, ein rotes Geflecht, das ebenfalls als Gewürz für Süßspeisen genommen wird. Der Samen, das ist die harte uns bekannte Muskatnuss. Sie wird vielfältig verwendet: In Säften, im Rumpunsch, in vielen Gerichten und Suppen. Lohnenswert und interessant ist der Besuch in einem Muskatnuss-Betrieb. Die Nüsse kauft man am besten am Samstagmorgen auf dem Marktplatz von St. Georges, denn ein jeder freut sich über dieses Mitbringsel von Grenada!
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Unterwasserparks, für Anfänger und Fortgeschrittene sowie Schnorchler geeignet. Viele Wracks, darunter die Bianca C, die „Titanic der Karibik“. Einige Tauchbasen (auch Deutsch sprechend). Tolle Hotels, aber auch Pensionen. Sehr gute Restaurants, urige Kneipen, großes Sportangebot ( Segeln, Yachting, Golfen, Wandern, Tennis, Reiten). Pure Karibik- wenig Hektik, tolle Sandstrände. Gutes Preis-Leistungsverhältnis, auch für Familien geeignet. Liegt südlich der Hurrikanzone, ist also nicht betroffen. Nahezu ganzjährig gute Tauchbedingungen. |
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Weit entfernt, langer Flug. Grenada hat von Deutschland aus keine Direktflüge. Tauchen von Land aus nur bedingt möglich, Spots liegen aber im näheren Umkreis der Tauchbasen in der Südwestecke. Bei manchen Wracks Strömungen möglich. Teils amerikanisches Tauchen. An der Bianca C nagt der Zahn der Zeit. Keine Dekokammer in Grenada , die nächste ist auf Barbados oder Trindad, in dreißig Minuten per Flugzeug zu erreichen. Alle Basen der Grenada Scuba Diving Association haben einen Rettungskettenplan. |
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